VON FLO UND ANJA

Wie hat es uns hierher verschlagen?

Zwei junge Menschen aus dem Rheingau, die dem Studentendasein entfliehen wollen.. aber wohin? 6 Wochen freiwilliges Praktikum im Ausland war das Ziel und so begann die Überlegung - Was interessiert uns? Lieber in der Nähe oder doch Übersee? Haben wir vor kurzem etwas spannendes getrunken? JA! Beim Rheingau-Open im Schloss Johannisberg ist uns ein Gastwinzer aus Österreich im Kopf geblieben. Coole Weine, netter Chef, nicht nur Bio, sondern Biodynamisch - darauf haben wir Lust! Der Rest war ziemlich einfach und verlief schnell. Email - Bewerbung - Antwort: Kommt für 6 Wochen vorbei. Bezahlbare Wohnung über Airbnb gefunden und alles war in trockenen Tüchern. Am 17. Februar ging die spannende Reise los..

Unsere Bleibe

Untergekommen sind wir in einer kleinen Ferienwohnung 25 Minuten entfernt von dem Weingut. Wir wohnen in einem alten Bauernhaus, eigentlich in einer Einzimmer-Wohnung - Kochen, essen, wohnen und schlafen in einem Raum. Klein & fein, mehr benötigen wir auch nicht. Das absolute Highlight unserer Bleibe ist ein kleiner Kamin, der das urige, charmante Erscheinungsbild unserer Bleibe abrundet.

Unsere Praktikumsstelle

Das Weingut Fred Loimer in Langenlois

Facts:        

ca. 60 Hektar im Umkreis von 15km

diese seit 2006 biologisch-biodynamisch

vorwiegend Grüner Veltliner & Riesling

super nettes & junges Team

Unsere erste Woche

Die Arbeit

Arbeitsbeginn ist im Weingut Loimer um 7 Uhr in der Früh, was für uns bedeutet, dass wir um halb 6 aufstehen, um gemütlich zu frühstücken und unsere 25-minütige Fahrt anzutreten (AUTO FREI KRATZEN SOLLTE MAN MIT EINPLANEN). 

Die erste Woche im Betrieb waren wir hauptsächlich draußen in den "WEINGÄRTEN" und durften Reben schneiden. Für uns total spannend - das Weingut Loimer schneidet "sanft". Immer mehr Weingüter - v.a. in Österreich aber auch in Deutschland - lassen sich ein Rebschnitt-Team von "Simonit und Sirch" kommen um ihre Truppe ich sag mal "im Rebschnitt unterrichten zu lassen". Sinn dieser Rebschnittmethode - des sanften Rebschnitts -  ist es, die Rebe möglichst wenig und vor allem mit nur kleinen Wunden zu schneiden. Die Rebe ist ursprünglich eine Liane und wurde/wird teilweise noch immer viel zu unbedacht zurückgeschnitten. Damit einher gehen Pilzerkrankungen, unhomogene Rebanlagen und Stress für die Rebe. Auch wir haben schon einiges über diese Methode gehört und gelernt. Anja hat schon selbst solch einen Kurs mitmachen dürfen und aus dem Grund war es für uns total interessant, verschiedene Erziehungsformen und Alter von Anlagen schneiden zu dürfen und von dem Loimer-Team noch einiges zu lernen. Mit hinzu kam, dass wir die ersten Tage unfassbar gutes Wetter hatten. Klar war es morgens kalt, wie man sich beim Auto freikratzend schon denken konnte, aber ab 9 Uhr kam jeden Tag die Sonne raus und nach der Mittagspause standen wir alle bloß noch in einem Langarmshirt im Weingarten und bekamen einen Sonnenbrand. Man glaubt es kaum aber sogar Anja hat schon Farbe bekommen :D

Die Woche über haben wir also mit einem wirklich lustigen Team zusammen Reben geschnitten & teilweise etwas rausgezogen. Freitag durfte Florian sogar schon einen halben Tag im Keller mithelfen - Fässer beifüllen, Ordnung halten und mit den zwei Kellermeistern ein paar Weine probieren. Im großen und ganzen super interessant und wir haben Bock auf die nächsten Wochen!!

Wochenden!!

So sehr die Arbeit auch Spaß macht und so viel man auch dabei lernt, freut man sich auf das Wochenende! Cool ist, dass Montag bis Donnerstag bis 17 Uhr gearbeitet wird, sodass Freitag Nachmittag FREI ist und man früh in sein Wochenende starten kann.. Unserer Meinung wohl verdient, denn nicht zu vergessen ist, dass wir 2 Studenten sind, die (so schlimm es sich anhört) harte Arbeit die letzten Monate nicht gewohnt waren. Resultat: Nach den ersten 2 Tagen konnten wir die Rebschere (keine elektrische!) kaum noch in der Hand halten, ab dem dritten Tage meldete sich der Rücken und die Jungfelder ließen unsere Oberschenkel brennen. Nun zu unserem Wochenende: Wir wurden netterweise freitags direkt von ein paar - ich nenn sie mal Loimer-Leuten - eingeladen und durften beim Lesehof Stargad in Krems eine Verkostung mitmachen. Junger Typ, coole Ideen, mutig und geile Weine!! Urban verlor 3 Stunden seiner Zeit durch uns, wir wurden um einiges an Wissen und einem 6er Karton Wein reicher und wir hatten alle einen super Abend.

Den Samstag verbrachten wir zum Teil in Krems - Städtchen ansehen, verlaufen, 2. Sonnenbrand und wieder verlaufen :D. Den anderen Teil des Samstags verbrachten wir bei einem jungen motivierten Winzer, der die selbe Gastfreundschaft wie Urban Stargad mitbrachte, Weine mit uns probierte, diskutierte, uns seinen Betrieb zeigte. VIELLEICHT UNSER PRAKTIKUMSPLATZ FÜR DEN HERBST? MAN WEIß ES NOCH NICHT :D Ah, ich vergass. Auch dieses Weingut verließen wir mit einem 6er Karton - wenn das so weitergeht wird's auf der Heimreise eng im Auto..

 

Die 2. Woche

Die 2. Woche war sehr abwechslungsreich. Anja hat Einblicke in die Sektwelt des Weinguts Loimer bekommen.. rütteln war angesagt, um die Hefe in den Flaschenkopf zu bekommen. Außerdem wurde Donnerstag gefüllt. Den Rest der Woche haben wir mit diversen kleinteiligen Aufgaben im Weinberg verbracht. Die letzten jungen Reben wurden geschnitten, angebunden und von nicht mehr notwendigen Unterstützungsmaterialien befreit. Anja war hin und wieder mit der Bindezange unterwegs - eine willkommene Abwechslung! Ab Mittwoch kam das 'Reparieren' der Drahtanlagen so richtig in Schwung, viele unterschiedliche Drähte mussten auf einmal an viele unterschiedliche Positionen verschoben werden, die Pfähle auf Stabilität geprüft werden und der korrekte Sitz der Erdanker am Ende der Rebzeile kontrolliert werden. Viele Weinberge mit vielen unterschiedlichen Systemen machen dies zu einer spannenden Herausforderung. Was in keinem Weingut fehlen darf kommt auch im Kamptal ausreichend zum Einsatz -> die Pfahlramme, ein Ungetüm aus Stahl, welches benötigt wird um neue Pfähle in die Erde zu 'schlagen'. Hier durfte sich Florian nach Herzenslust austoben. Nach einer Woche voller kaputter Pfähle und herumhängenden Drähten waren wir am Samstag (leider hat es geregnet) in Wien unterwegs. Am Sonntag sind wir spontan zu einer Wanderung durch die Weinberge von Retz aufgebrochen, diesmal aber bei strahlendem Sonnenschein. Als kleine Info am Rande, Retz ist eine Stadt in Niederösterreich, unmittelbar an der Tschechischen Grenze, die in den Ausläufern des 'Thayatal' Nationalparks liegt. 

Die 3.woche

Neue Woche neues Glück - Die dritte Woche fügte sich nahtlos an die vorherige an. Anja war mit der Anbinde-Gruppe unterwegs und konnte ihre Technik an der Beli-Bindezange perfektionieren, Florian war mit den Jungs die Drahtrahmen reparieren. Am Dienstag war Anja im Keller im Keller beschäftigt und hat anschließend die Jungs beim Reparieren unterstützt. Am Donnerstag stand am Nachmittag die Vorbereitung der ersten Präparateausbringung im Vordergrund. Das Weingut Loimer bewirtschaftet seine Weinberge biodynamisch, ein zentraler Punkt der biodynamischen Bewirtschaftungsweise ist der Einsatz von Präparaten. Diese werden in  Spritzpräparate und Kompostpräparate unterschieden. Zum Anfang der Wachstumsperiode, die in diesem Jahr schon besonders früh in den Startlöchern steht, ist der Boden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Hierbei geht es um eine Aktivierung der Bodenorganismen und der Bodenaktivität. Grob gesagt werden dadurch die in der konventionellen Landwirtschaft üblichen Bodenbearbeitung- und Düngemaßnahmen des Frühjahrs 'ersetzt'. Nach der Vorbereitung des Bodens unter den Rebstöcken sollen in der nächsten Woche auf der gesamten Fläche des Betriebes eine Mischung aus Komposttee, Hornmist- und Brennesselteepräparat ausgebracht werden. 

Diese müssen je nach Präparat vor der Aufbringung dynamisiert werden (in Wasser mit einem Reisigbesen angerührt werden) oder in einem ausgedienten Barrique-Fass unter Einwirkung von Wärme und Sauerstoff vergoren werden. Abschließend wurde ein Traktor mit einem eigens für die Aufbringung von Präparaten umgebauten Sprühgerät ausgestattet und ausprobiert. 

Zum Abschluss der Arbeitswoche noch eine nette und willkommene Abwechslung - Vormittags Weinbergsrundfahrt und Inspektion mit dem Chef und Nachmittage eine ausgedehnte Assemblage der Sektgrundweine des Jahrgangs 2018 (Rose/weiß). 

Am Samstag waren wir auf einer ausgedehnten Wanderung auf dem Hirschwandsteig in der Nähe von Krems an der Donau unterwegs. 

Woche 4

Eine aufregende Woche liegt hinter uns. Sowohl unter der Woche im Weingut, als auch am Wochenende haben wir viel gesehen und erlebt. Größtenteils war Florian (wie auch schon in den Tagen zuvor) die Weingärten reparieren und Anja mit einer anderen Gruppe anbinden. Aber wir haben in der 4. Woche auch einen Tag im Keller mitmachen dürfen. Wir haben montags Zweifelt abgefüllt, etikettiert & Tanks beigefüllt. Außerdem haben wir häufig am späten Nachmittag noch den Komposttee angesetzt oder/und Brennnesseltee gekocht. Florian hat in der 4. Woche seine Dynamisierungskünste weiter ausbilden dürfen, sowie die "Spritzbrüche" (bestehend aus dem Komposttee, dem Brennnesseltee und dem dynamisierten Präparat) angemischt. Unser absolutes HIGHLIGHT der Woche: SASKIA KAM ZU BESUCH!  Sie hat tatsächlich die weite Reise zu uns ins Kamptal auf sich genommen - MEGA! Da unser Besuch bereits Donnerstag Abend kam, hat sich Anja den Freitag frei genommen und hat sich einen schönen Tag mit Saskia und Bongo gemacht..

Wer Bongo nicht kennt - er ist Saskias vierbeiniger Begleiter. Donnerstag hieß es dann natürlich aus Solidarität erstmal, Florian so entspannt wie möglich auf den Weg zur Arbeit zu geleiten.. Kaffee, Frühstück, Lunch-Paket (wie sich das gehört).

Wir machten uns dann einen schönen Tag. Spazierten zu dem besten Bäcker Österreichs - der sich tatsächlich in Burgschleinitz befindet, frühstückten ausgelassen, fuhren nach Langenlois, da Saskia gerne sehen wollte, wo wir unsere Zeit verbrachten. Wir bekamen sogar eine kleine exklusive Besichtigung des Weinguts. Was keiner wissen konnte: Flo musste Überstunden machen :D Das bedeutete, Saskia und Anja setzten sich in das nächste Café und tranken Sekt, warteten auf Flo und tranken noch mehr Sekt. Als Florian gegen ca. 18 Uhr dann auch endlich ins Wochenende starten konnte, trafen wir uns mit ihm in Langenlois im "Liubisa" zum Burger essen. Ausklingen ließen wir den Abend ziemlich müde & erschöpft in unserer kleinen Bleibe. 

Den Samstag verbrachten wir in der wunderschönen Stadt Wien. Wir schauten uns den Wiener Prater an und spazierten daraufhin ins Zentrum von Wien, wo es auch mehr als genug zu entdecken gab. Wohl genährt von Riesenpizzen fuhren wir am Abend wieder nach Burgschleinitz. Dort gab es noch eine Flasche von Saskia mitgebrachten Schäfer-Wein :) Ein Stückchen Heimat! 

Sonntags verließen uns Saskia und Bongo leider schon wieder und das Wochenende neigte sich schon wieder dem Ende zu...

Week NO. 5

In dieser Woche steht das Reparieren im Mittelpunkt. Auch Anja gehört nun zur Gruppe der "Herrichter". Anker kontrollieren/reparieren, Drähte checken, Nägel reinschlagen, Federn erneuern, Stickel erneuern (eher Florians Part - da fehlt Anja dann doch der ein oder andere Muskel :D), Drahtrollen schleppen und auseinanderfriemeln, Stickel herumtragen und viele Meter hinter sich lassen. Am Ende eines Abends ist man zwar furchtbar müde - v.a. körperlich - aber man weiß was man geschafft hat und zusammen arbeiten macht eh mehr Spaß!! Mittwoch durfte Anja mit einer Mitarbeiterin vom Weingut degorgieren fahren. Das bedeutet die Hefe, nach der zweiten Gärung eines Sektes in der Flasche, zu entfernen & diese nach dem Auffüllen wieder zu verschließen.  Alles in allem eine schöne Woche, da wir gemeinsam draußen im Weinberg waren und noch dazu gerade zum Ende der Woche hin wieder super Wetter hatten!

Und auch das Wochenende war grandios! Trotz einem mit Überstunden bepacktem Freitag und daher spätem Feierabend haben wir es uns gut gehen lassen und Samstag den 2-stündigen Weg in die tschechische Stadt Kurmau/Krumlov auf uns genommen. Der Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Kurmau ist eine wunderschöne Stadt, umschlungen von der Moldau. Dort haben wir uns natürlich das Städtchen angeschaut, sind beinah einmal um den Kern entlang der Moldau herumgelaufen, haben ein Geburtstagsgeschenk für das Schwesterchen von Anja besorgt, ein Käffchen an der Moldau getrunken und eine leckere süße Spezialität verschlungen - "Trdelník"Den Sonntag haben wir hingegen ruhig angehen lassen: Blog schreiben, das ein oder andere für die Uni erledigen, die Heimreise organisieren und später werden wir noch zu einem nahegelegenen Heurigen radeln. Besser könnte es uns gerade nicht gehen - wir freuen uns auf die kommende letzte Woche!

die letzte Woche

Wow, es geht dem Ende zu.. Die letzte Woche ging für uns wegen Überstunden und auch übrigen Urlaubstagen nur bis Donnerstag Mittag. Bis dahin waren wir (wie auch schon die Wochen davor) am Herrichten. Donnerstag Mittag wurden dann noch das ein oder andere Glas Sekt mit dem Team getrunken und wir wurden wirklich nett verabschiedet. Spätestens jetzt war klar, dass der Stauraum des Autos knapp wird, denn 50% Mitarbeiterrabatt müssen natürlich ausgenutzt werden :D. Den restlichen Donnerstag verbrachten wir damit, die 6 vergangenen Wochen wieder in den kleinen Twingo zu packen. Unser 4-bereifter Begleiter muss an dieser Stelle auch einmal erwähnt werden. Er hat uns sicher durch ganz Österreich und sogar nach Tschechien gebracht und natürlich auch wieder heile nach Hause - Wer hätte das gedacht :D. Außerdem stand donnerstags noch ein Abschiedsessen bei den Vermietern an, das wie immer sehr nett und herzlich war. Freitag früh machten wir uns dann auf den Weg Richtung Deutschland. Die Heimreise haben wir etwas entspannter geplant, nämlich mit ein paar Zwischenstopps. Einmal in München bei Florians Tante und dann (samstags) bei Anjas Schwester. Nun haben wir es endlich wieder nachhause geschafft - im eigenen Bett schläft es sich nach 6 Wochen doch am allerbesten. Jetzt muss dringend das Uni-Leben wieder organisiert werden, sich eingelebt werden & für Flo steht dringend das Schreiben seiner Bachelorarbeit  an. Zurückblickend haben wir viel gelernt und hatten eine schöne Zeit zusammen!